Der Volkstrauertag wurde das erste Mal offiziell am 1. März 1925 in Berlin mit einem Umzug gefeiert.

Das jährt sich dieses Jahr zum hundertsten Mal!

In der Dörfleser St. Josefs-Kapelle wird jedes Jahr an diesem Tag ein Kranz niederlegt und den gefallenen Dörflesern gedacht.
Ortssprecher Michael Müller hielt heute eine bewegende Rede.

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste,

wir stehen heute hier zusammen, um an einem Tag innezuhalten, der uns seit Generationen begleitet: dem Volkstrauertag. Es ist ein Tag der Stille, des Erinnerns, aber auch ein Tag, der uns mahnt und verpflichtet.

Wir gedenken der Millionen Menschen, die in den beiden Weltkriegen ihr Leben verloren haben. Wir denken an Soldaten, die in der Ferne gefallen sind, an Zivilisten, deren Alltag von Gewalt und Hunger zerstört wurde, an Verfolgte, an Verschleppte, an Geflüchtete. Hinter jeder Zahl stand ein Mensch – mit Hoffnungen, mit Familie, mit einem Leben, das nie gelebt werden konnte.

Und wir denken heute ganz besonders an die Opfer aus Dörfles, deren Namen auf unserem Denkmal und in den Erinnerungen vieler Familien bis heute fortleben. Sie waren Teil unseres Ortes, unseres Gemeinschaftslebens – und ihr Verlust hat Spuren hinterlassen, die wir nicht vergessen.

Wir denken auch an die Opfer der Kriege und Konflikte unserer Zeit. Jeden Tag erreichen uns Bilder von Zerstörung und Leid aus Regionen, die gar nicht so weit entfernt sind, wie wir manchmal glauben möchten. Menschen verlieren ihre Heimat, ihre Angehörigen, ihre Zukunft. Der Wunsch nach Frieden, den wir hier so selbstverständlich leben dürfen, ist für viele ein ferner Traum.

Der Volkstrauertag lässt uns spüren: Frieden ist nicht einfach da. Er entsteht durch Haltung – durch das, was wir tun und das, was wir lassen. Frieden beginnt nicht in den großen Verhandlungen, sondern in unserem täglichen Miteinander. In der Art, wie wir einander zuhören. Wie wir über Unterschiede sprechen. Wie wir mit Konflikten umgehen.

Wir alle tragen ein Stück Verantwortung für das Klima, das in unserer Gemeinschaft herrscht. Wenn wir uns gegenseitig mit Respekt begegnen, wenn wir bewusst hinschauen, wo Menschen an den Rand gedrängt werden, wenn wir helfen, wo Hilfe gebraucht wird – dann leisten wir unseren Beitrag. Klein vielleicht, aber unverzichtbar.

Die Kranzniederlegung, die wir gleich vollziehen, ist mehr als eine Geste. Sie ist ein sichtbares Zeichen unserer Trauer, unseres Gedenkens – und auch unseres Versprechens. Wir versprechen, die Erinnerung wachzuhalten. Wir versprechen, die Opfer nicht zu vergessen – auch die aus Dörfles. Und wir versprechen, im Hier und Jetzt unseren Teil dazu beizutragen, dass sich die Fehler der Geschichte nicht wiederholen.

Mögen die Menschen, deren Namen wir heute im Herzen tragen, uns mahnen und gleichzeitig stärken. Mögen wir aus der Erinnerung Kraft schöpfen, Mut gewinnen und die Bereitschaft, einander mit Menschlichkeit zu begegnen.

Frieden entsteht immer wieder neu – und er braucht uns alle.

Ich danke Ihnen, dass Sie heute hier sind, dass Sie sich Zeit nehmen für das Erinnern, für das Innehalten und für das Weitertragen dieser Verantwortung.“

Michael Müller, 16.11.2025

Diese Rede unseres Ortssprechers spricht mir aus dem Herzen!
Schaut man auf aktuelle Konflikte überall in der Welt, so sieht man auch unsere damit verbundene Verantwortung, nicht wegzuschauen, sondern aktiv zu werden.

Wir müssen aus der Vergangenheit lernen, um aktuellen Gefahren, wie Hass und Spaltung in unserer Gesellschaft entgegenzutreten und müssen, nicht nur an diesem Tag, zu Toleranz, Geduld und gegenseitigem Verständnis aufrufen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.

Für die Zukunft wünsche ich uns allen im Dorf Hoffnung auf Frieden und Versöhnung.
Und ich appelliere an ein gemeinsames Handeln unserer Dorfgemeinschaft für eine friedliche Zukunft hier im Dorf, in Deutschland und der Welt.

Rede: Michael Müller, Ortssprecher Dörfles

Text: Marie-Luise Reif

Bilder: Michael Müller, Karl-Heinz Korda, Christian Stöckert, Frank Wich